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„BELASTET, HILFLOS, ALLEIN GELASSEN“
UMFRAGE ZU CORONA & PFLEGE

Die Volkshilfe präsentierte am Mittwoch, den 12. August erste Umfrage zur Situation pflegender Angehöriger in der Corona-Krise. Die Ergebnisse der Umfrage unter pflegenden Angehörigen von Menschen mit Demenz im Kontext der Corona-Krise sind alarmierend.

 

WEGBRECHEN DER ENTLASTUNG & UNTERSTÜTZUNG

Die Umfrage zeigt, dass sich die Corona-Krise bei 72 Prozent der Befragten auf die Pflegesituation spürbar ausgewirkt hatte. Das betrifft insbesondere die durch den Lockdown weggebrochenen Unterstützungs- und Entlastungsangebote, etwa Therapien/Trainings (32 Prozent), Besuche im Tageszentrum (15 Prozent) oder der Verzicht auf die Unterstützung durch mobile Dienste.

So hat etwa jede/r fünfte Angehörige keine Heimhilfestunden mehr in Anspruch genommen, aus Angst vor einer Ansteckung mit Sars-Cov-2. Besonders eklatant ist aber, dass 44 Prozent der Angehörigen angeben, Unterstützung durch das familiäre Umfeld nicht mehr in Anspruch genommen zu haben und 20 Prozent durch das weitere soziale Umfeld, wie etwa die NachbarInnen. Daher wurden 78 Prozent der pflegenden Angehörigen durch die Corona-Maßnahmen zeitlich noch stärker in Anspruch genommen. In 16 Prozent der Fälle mussten die befragten Angehörigen ihre Erwerbssituation auf Grund der Betreuungssituation verändern.

 

ÜBERFORDERUNG, HILFLOSIGKEIT, ANSTRENGUNG

Zweidrittel der Befragten gaben daher an, sich während der Corona-Krise oft (31 Prozent) oder zumindest hin und wieder (35 Prozent) überfordert gefühlt zu haben. Mehr als die Hälfte fühlte sich oft (22 Prozent) oder hin und wieder (33 Prozent) hilflos und knapp 60 Prozent allein gelassen. 50 Prozent der Angehörigen von Menschen mit Demenz empfanden die Betreuung in der Corona-Krise körperlich anstrengender.

 

RASCHE MAßNAHMEN GEBOTEN

Die Volkshilfe fordert einen Rechtsanspruch auf die Pflegekarenz für sechs Monate und den Sonderbetreuungsurlaub. Längerfristig ist die umfassende Pflegereform überfällig, sie muss vor allem leistbare, österreichweit wohnortnahe Angebote zur Entlastung von pflegenden Angehörigen sicherstellen. Dazu gehören flexible stunden- und tageweise Betreuung, der Ausbau von Tageszentren, insbesondere für Menschen mit Demenz, den Ausbau von psychologischer Beratung für pflegende Angehörige. Aktuell braucht es auch Handlungsempfehlungen im Umgang mit Covid-19 im Kontext der Pflege und Betreuung zu Hause.

 

ZUR UMFRAGE

Gefragt wurden 100 pflegende Angehörige von armutsbetroffenen Menschen mit Demenz im Zeitraum von Mitte Mai bis Anfang August. Die Befragten sind zu 70 Prozent weiblich, kümmern sich mehrheitlich um ihre erkrankten Eltern, insbesondere um die Mutter (48 Prozent). Die größte Gruppe der Betroffenen ist rund um die Uhr für ihre Angehörigen verantwortlich (37 Prozent).

Die Kontaktdaten liegen der Volkshilfe durch den Fonds Demenzhilfe Österreich vor – alle Befragten bekamen in den Jahren 2019 und 2020 finanzielle Unterstützung von der Demenzhilfe Österreich, einem von der Volkshilfe 2012 initiierten Projekt.

Mehr Informationen zu den Angeboten der Volkshilfe im Bereich Demenzhilfe:

www.demenz-hilfe.at